Leben und Trauer ...
In unserer Gesellschaft werden die Themen rund um Tod und Sterben weitgehend vermieden. Sie machen uns ANGST - daher tun wir alles, um uns nicht damit befassen zu müssen.
Aber jeder von uns wird im Laufe seines Lebens irgendwann einmal mit dem Tod eines nahen Angehörigen und der Trauer über seinen Verlust konfrontiert.
Wir können den Tod nicht umgehen oder ignorieren ...
Gefühle, die wir bis dahin vielleicht noch nie oder nicht in dieser Intensität und Stärke erlebt haben, dominieren plötzlich unseren Alltag, unser Leben.
Wir glauben, dass wir dem nicht gewachsen sind, dass wir diese Gefühle nicht ertragen zu können ... ja: wir glauben zuweilen, dass wir "nicht normal" sind oder sogar darüber "verrückt werden".
Um hier gegenüber diesen Gefühlen und auch körperlichen Reaktionen, die den Trauerprozess begleiten, besser begegnen zu können, beschreibe ich für Sie die einzelnen Phasen der Trauerarbeit.
Vier Phasen der Trauerarbeit müssen wir durchlaufen, um wieder unser seelisches und körperliches Gleichgewicht zu erlangen.
Die einzelnen Trauerphasen können zuweilen ineinander übergehen, sich überlappen, in sich zusammen fallen und sich auch miteinander vermischen.
Die 4 Stadien der Trauerbewältigung
2. Phase: Aufbrechende Gefühle
Wir können nicht ruhig sitzen oder uns kaum noch von der Stelle bewegen. Wir schlingen wahllos Essen in uns hinein oder bekommen keinen Bissen hinunter. Wir verspüren keine Freude mehr und glauben, wir könnten nie wieder glücklich sein.
Wir hadern mit dem Schicksal und fragen uns, womit wir das "verdient" haben. Wir empfinden Neid gegenüber anderen Menschen, die ihren Partner oder geliebten Menschen noch haben. Wenn uns jemand sein Beileid ausspricht oder seine Unterstützung anbieten will, reagieren wir gereizt.
Ständig kreisen unsere Gedanken darum, wie sehr wir den verlorenen Menschen vermissen und dass wir mit ihm nie mehr etwas Schönes erleben können. Wie ein Film erscheint uns das Leben - wir können einfach nicht mehr teilhaben.
Diese Phase ist die schmerzlichste und schwierigste Phase in der Trauerbewältigung.
3. Phase: behutsame Neuorientierung
4. Phase: neues Gleichgewicht
Den verstorbenen Menschen werden wir nie ersetzen oder vergessen können, aber wir können unseren Blick auf das richten, was unser Leben noch für uns bereit hält. Das Suchen einer neuen Lebensaufgabe oder das Probieren neuer Fähigkeiten hilft uns, den Alltag wieder zu bewältigen. Die Trauerarbeit ist beendet ...
Heilt die Zeit alle Wunden?
Manche Menschen unterdrücken ihre Trauer mit Alkohol oder Tabletten, wieder andere reagieren mit psychosomatischen Beschwerden.
Alkohol und Medikamente sind jedoch allenfalls vorübergehend eine Hilfe bei der Trauerarbeit - auf Dauer würden sie die Trauerarbeit behindern ... auch das Abkapseln und Alleinsein erleichtert die Trauerarbeit nicht.
Trauern - wie geht unsere Gesellschaft damit um?
Wer hat nicht schon einmal Sätze gehört wie: "Die Zeit heilt alle Wunden" oder "Das Leben muss weiter gehen."
Andere Menschen in nicht-europäischen Ländern gehen ganz anders mit dem Tod um. All das, was wir während der Trauer erleben, aber in unserer Gesellschaft kaum ausdrücken dürfen, ist dort erlaubt oder wird sogar erwartet: man darf klagen, weinen, schlaflos sein, nicht arbeiten-wollen, keinen Appetit haben, man darf sich auch mal von anderen Menschen zurückziehen, auch zeitweise sein Äußeres vernachlässigen. Für die Betroffenen gibt es zahlreiche Rituale, mit deren Hilfe sie ihre Trauer zum Ausdruck bringen können. Schwere Depression oder andere ungesunde Prozesse haben so kaum die Gelegenheit, sich einzunisten und zu verfestigen.